Grußworte
Liebe Leserinnen und Leser, liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Passionsspiele, liebe Gäste,
die durchwachte und durchbetete Nacht am Gründonnerstag, die grausame Ermordung am Karfreitag und das Geheimnis der Auferstehung der Osternacht, sind wahrscheinlich das größte Geheimnis, das die Menschheit je erlebt und betrachtet hat.
Manchmal scheint es schwer verständlich, warum Menschen bis heute diesen grausamen, aber nicht einzigartigen Leidensweg betrachten und durchbeten. Es haben doch so viele Menschen durch alle Zeiten der Menschheit hindurch schwer gelitten, wurden verfolgt und umgebracht.
Wenn ich den Kreuzweg gehe, privat oder mit anderen Menschen, rücken die Dinge, die ich als Mensch und als Bischof zu tragen habe, ganz nah an die Person Jesu Christi heran. Ich merke im Gebet, dass Jesus all die Dinge, die ich selber trage, mitträgt und schon auf den Berg Golgotha hinaufgetragen hat. Das ist die Erfahrung von vielen Menschen durch die Jahrhunderte: In diesem leidenden Jesus ist Gott allem Leid der Menschen nahe, Er selber trägt dieses Leid, ist einer von uns, nicht mehr fremd. Gott ist kein Schachspieler, der von außen Menschen herumschiebt. Er selber hat Anteil und ist Teil dieser Welt.
Unter dem Kreuz trafen sich Maria, die Mutter Jesu, und Johannes, der Kleinste unter den Jüngern. Diese beiden sind Vorbild und Urbild der Kirche, die sich einzig und allein unter dem Kreuz versammeln kann. Vielleicht sehen wir in diesen Tagen und Wochen deutlicher denn je, dass der einzige Platz der Kirche unter dem Kreuz sein kann: Versammelt mit all den Menschen, die Not leiden in dieser Zeit.
Ich bin all den vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, vor und hinter der Bühne, sehr dankbar, dass sie uns die Passion Jesu Christi so nahe bringen. Gerne bin auch ich Zuschauer, gerne nehme auch ich teil an der Passion. Das Symbol unseres Glaubens ist nicht die Fahne des Triumphes, sondern das Kreuz. Deshalb möchte ich Sie alle mit diesem Wort grüßen:
Seht das Kreuz, an dem der Herr gehangen, das Heil der Welt.
Mit herzlichen Grüßen
Ihr Dr. Felix Genn Bischof von Münster Schirmherr 2019